- Regie
Marco Bechis
- Buch
Marco Bechis, Luiz Bolognesi, in Zusammenarbeit mit Lara Fremder
- Darsteller/innen
u.a. Abrísio da Silva Pedro, Alicélia Batista Cabreira, Ademilson Concianza Verga, Ambrósio Vilhalva, Maria Chiara Caselli, Leonardo Medeiros, Nelson Concianza
- Land / Jahr
Brasilien, Italien 2009
- Länge
108 Minuten
- Format
35 mm
- FSK
Ab 12 Jahren
- Kinostart
16.07.2009
- Verleih
Pandora Film Verleih
Altersempfehlung | Schulunterricht
Empfohlen ab 14 Jahren | Ab 9. Klasse
Inhalt
Im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul lebt das indigene Volk der Guarani-Kaiowá in Reservaten. Ihr angestammtes Land ist besetzt, die Großgrundbesitzer haben dort ihre Felder. Um zu überleben, scheinen die Indígenas, so nennt sich das indigene Volk selbst, auf sie angewiesen zu sein: Die Farmbesitzer geben ihnen Arbeit als Bedienstete in ihren Häusern oder indem sie sie als Foto-Attraktion für Touristen engagieren, die Birdwatching-Touren durch den Regenwald machen. Als sich eines Tages zwei junge Indígenas im Wald erhängen, spricht der Schamane eine Warnung an sein Volk aus: Sie alle sollten die Reservate besser verlassen. Da fasst Stammesführer Nádio einen Entschluss. Er führt eine kleine Gruppe von ihnen zu einem Stück Land, das einst ihre Vorfahren bevölkerten. Obwohl dieses Land gerodet und zu Feldern kultiviert worden ist, siedelt sich die Gruppe um Nádio dort an. Direkt an einer Straße errichten sie ihre Hütten und versuchen sich durch das zu ernähren, was sie in den übriggebliebenen Waldstücken jagen können. Immer wieder gelingt es ihnen, sich gegen den empörten Großgrundbesitzer zu verteidigen, der nichts unversucht lässt, um sie zu vertreiben. Die Begegnungen mit den Siedlern sind jedoch nicht nur feindlich. Besonders der junge, angehende Schamane Osvaldo ist hin- und hergerissen, als er die hübsche Tochter des Großgrundbesitzers und ihre Lebensweise kennenlernt. Auch sein bester Freund Ireneu, Nádios Sohn, fühlt sich von der modernen Welt angezogen. Als er nach einem Besuch in der Stadt anstatt mit Lebensmitteln für die Gemeinschaft mit ein paar neuen Turnschuhen für sich zurückkehrt, wird er von seinem Vater verstoßen. Daraufhin nimmt sich Ireneu das Leben. Nádio stirbt kurze Zeit später ebenfalls. Der Großgrundbesitzer lässt ihn erschießen, denn man hatte ihm geraten: wenn man die Königin eines Ameisenstocks tötet, wird man auch den Rest der Ameisen los.
Umsetzung
Birdwatchers ist ein semi-dokumentarischer Film, der die Protagonisten und ihre Welt genau beobachtet und deren Atmosphäre spürbar werden lässt. Die Schauspieler sind Laiendarsteller, die nie zuvor vor einer Kamera standen. Der Regisseur ließ sie in ihrer eigenen Sprache miteinander sprechen und ihre Situation im Film liegt nahe an ihrer Realität. Gleichzeitig bedient sich der Film einer metaphorischen Bildsprache. Er kombiniert Bilder voller Rohheit effektvoll mit Klängen klassischer Musik, zeigt mit ruhigem Blick und aus Flugaufnahmen die Schönheit des Regenwaldes und fängt dessen besondere Geräuschkulisse ein.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Im Jahr des internationalen Klimagipfels in Brasilien, "Rio +20", ist auch der Blick ins Innere dieses Landes und auf indigene Völker von Bedeutung, in dessen Traditionen die Vorstellung von Nachhaltigkeit tief verwurzelt ist. Diese Völker drohen vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu verschwinden, während ihr Notleiden aber geradezu beispielhaft mit den Interessen der gesamten Erdbevölkerung verknüpft ist. Ihre Verdrängung aus ihren angestammten Gebieten zugunsten der großflächigen Rodung und Kultivierung der Areale aus massiven wirtschaftlichen Interessen hat einen direkten Einfluss auf den weltweiten Klimawandel, denn Brasiliens Wälder gelten als Lunge der Erde. Der Film zeigt fern ab von Klischees und indem er den Blick auf den Mikrokosmos einer Region richtet, dass die Suche nach nachhaltigen Lösungen nicht nur an der reinen Umweltthematik ansetzen kann, sondern auch das Eingreifen in gesellschaftliche Prozesse und Strukturen bedeuten muss. Anhand einzelner Figuren und Figurenkonstellationen, sowie einer prägnanten, teilweise metaphorischen Bildsprache verdeutlicht der Film die zentralen Interessenskonflikte: Die Suche nach Zugehörigkeit und die Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, die hier auch als Generationskonflikt ausgetragen wird, der Konflikt zwischen Individualismus und Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft beziehungsweise für eine übergeordnete Sache, sowie die Grundfrage, wer welches Anrecht auf die Erde hat.