Darwins Alptraum, Arsenal Filmverleih 2005
  • Originaltitel

    Darwin's Nightmare

  • Regie

    Hubert Sauper

  • Buch

    Hubert Sauper

  • Darsteller/innen

    u.a. Elizabeth 'Eliza' Maganga Nsese, Raphael Tukiko Wagara, Dimond Remtulia, Marcus Nyoni, Sergey Samarets, u.a.

  • Land / Jahr

    Frankreich, Belgien, Österreich 2004

  • Länge

    105 Minuten

  • Format

    35 mm

  • FSK

    Ab 12 Jahren

  • Kinostart

    17.03.2005

  • Verleih

    Arsenal Filmverleih GmbH

 
Themen | Fächer
 

Altersempfehlung | Schulunterricht

Empfohlen ab 14 Jahren | Ab 9. Klasse

 

Inhalt

Im tansanischen Mwanza am Viktoriasee blüht die Fischindustrie. Der Nilbarsch ist einer der größten Exportgüter des Landes, er wird in russischen Frachtmaschinen nach Europa geflogen. Doch er ist keine heimische Fischart, sondern wurde in den 1960iger Jahren im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments ausgesetzt. Seitdem hat sich der Raubfisch rapide ausgebreitet, die Artenvielfalt des Sees zerstört und zu seiner Eutrophierung geführt. Der Film zeigt, wie sich der globalisierte Handel auf die sozialen und gesellschaftlichen Strukturen in dieser Region auswirkt und wie die Menschen, insbesondere Kinder und Frauen, unter ausbeuterischen Verhältnissen, extremer Armut, Hungersnot, Bildungsarmut, Kriminalität, Gewaltexzessen, Drogenabhängigkeit, mangelnder medizinischer Versorgung und der massiven Verbreitung von HIV leiden. Ein Nebenthema des Films ist der Verdacht, dass die Frachtmaschinen auch dazu genutzt werden, Waffen und Munition in afrikanische Kriegsregionen zu importieren.

 

Umsetzung

„Darwins Alptraum“ ist in die Nähe des Cinema Vérité zu rücken, eine Dokumentarfilmschule, die aus sozialkritischen Motiven heraus einen möglichst hohen Grad an Spontaneität und Authentizität in der filmischen Wiedergabe von Wirklichkeit anstrebt. Dazu gehört der Verzicht auf künstliche Lichtquellen sowie eine hohe Beweglichkeit der Kamera. Die verwackelten und körnigen Bilder, die daraus zum Teil resultieren, stehen auch in Hubert Saupers Film ganz im Dienst der Unmittelbarkeit. Hinzu kommt, dass Musik nur spärlich eingesetzt wird und es keine Erzählstimme gibt. Stattdessen informieren regelmäßig eingeblendete Untertitel über Hintergrundwissen. Indem sich der Filmemacher inmitten des Geschehens befindet, kommt er seinen Protagonisten nicht nur filmisch sehr nahe, sondern bewirkt auch ihre emotionale Öffnung. Seine Rolle als Filmemacher geht über die des reinen Beobachters hinaus; auf der Suche nach Wahrheitsgehalt und Aufklärung geht er offensiv vor, etwa indem er in Interviews wiederholt und gezielt nach dem importierten Frachtgut fragt.

 

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Während traditionelle Bewirtschaftungsformen die Artenvielfalt gewahrt hätten, hat deren Ablösung zugunsten des globalen Handels, der Förderung einer Monokultur und des reinen Profitstrebens das Ökosystem des Sees und die lokalen sozialen und ökonomischen Strukturen zerstört sowie die Problematik der Ressourcenknappheit verstärkt. Der Viktoriabarsch kann als Allegorie für andere sogenannte Wirtschaftswunder verstanden werden, die der Umwelt schaden und die Lebensbedingungen bei der Mehrheit der Menschen nachhaltig verschlechtert. Gleich einer investigativen Reportage macht der Film die spezifischen Probleme und Skandale transparent, doch er ist auch als filmisches Kunstwerk zu verstehen, das mit den ihm eigenen Mitteln inszeniert, bestimmte Ausschnitte und symbolkräftige Bilder wählt. So lässt sich „Darwins Alptraum“ zum einen in seiner filmischen Argumentation untersuchen und kritisch beurteilen. Zum anderen dient der Film als Grundlage kontroverser inhaltlicher Diskussionen, etwa zu der Herausforderung einer fairen Verteilung der Ressourcen, zu umweltverträglicher Wachstumsförderung beziehungsweise zu einer Neudefinition des Wachstumsbegriffs, zu der Rolle, dem Einfluss und der Verantwortung nationaler und internationaler Politik, sowie Vertretern der Wirtschaft.