Hintergrundinformationen und Handlungsoptionen
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Auch nach der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007 geht es wohl den meisten Verbrauchern nach wie vor so: Was genau die Ursachen für die Finanzkrise waren und welche Auswirkungen daraus für die Allgemeinheit entstanden sind und für einen ganz persönlich entstehen werden, weiß man nicht so genau. Viel zu kompliziert sind die globalen Zusammenhänge auf dem Finanzsektor und die von den Banken angebotenen Produkte. Auch im Film scheint der Leiter der Abteilung Risiko Management Sam Rogers die Produkte nicht genau zu verstehen. Oh, Scheiße noch eins. Das kapiere ich doch nicht, erklären Sie es mir einfach.
Ausgelöst wurde die Finanzkrise 2007 von der US-amerikanischen Immobilienkrise (Subprimekrise), deren Ursachen aber weiter zurückliegen. Die amerikanische Zentralbank, das Federal Reserve System, setzte als Resultat der Dotcom-Krise aus dem Jahr 2000 sehr geringe Zinsen fest, um die Liquidität auf dem Finanzsektor zu gewährleisten. Damit konnten sich Banken zu sehr niedrigen und somit für sie profitablen Zinsen Geld leihen (Refinanzierung), um dieses für eine höhere Zinsrate an andere Banken oder Verbraucher weiter zu leihen. So konnten höhere Margen am Markt erzielt werden. Je größer die Marge zwischen aufgenommenen Kredit und ausgegebenem Kredit war, desto höher der Gewinn. Dabei wurde zunehmend auch an solche Verbraucher Geld ausgeliehen, die nur über eine geringe Bonität verfügten. Die günstigen Konditionen veranlassten viele amerikanische Verbraucher nicht nur Häuser, sondern auch Konsumartikel jeder Art auf Kredit zu kaufen. Gerade der Immobilienmarkt in den USA boomte. Immer mehr Amerikaner leisteten sich den Traum vom Eigenheim und heizten so den Immobilienboom an. Doch zunehmend mehr Eigenheimbesitzer konnten die Raten für ihr Haus nicht mehr zurückzahlen. Die Folge waren Kreditausfälle von Kreditnehmern, die nicht mehr in der Lage waren, ihre Raten an die Banken zurückzuzahlen.
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Um das Ausfallrisiko von Krediten zu verringern, wurde das Kreditrisiko über bestimmte Produkte, z.B. Mortgage Backed Securities(MBS), an Dritte, oft ausländische Anleger wie z.B. auch an deutsche Banken ausgelagert. 2007 dann platzte auf Grund der vielen Kreditausfälle die amerikanische Immobilienblase, es kam zu Zahlungsausfällen und Zahlungsstörungen auf dem Hypothekenmarkt. Die Banken kämpften mit massiven finanziellen Verlusten, ihre auf den Immobilienmarkt abgestimmten Geldanlagen wurden von Ratingagenturen negativ bewertet. Die Nachfrage nach solchen Produkten schwand, die Verluste wurden größer. Die erste Bank, die dieser Entwicklung nicht mehr stand halten konnte, war die Investmentbank Lehman Brothers. Da die US-amerikanische Regierung sie nicht mit staatlichen Garantien stützte, musste sie im September 2008 Insolvenz anmelden. Weltweit fielen daraufhin die Kurse an den Börsen, die Banken wurden unsicher und liehen sich nicht mehr gegenseitig Geld. Es kam zu Liquiditätsengpässen auf dem internationalen Geldmarkt. Um Kredite vergeben zu können, fehlte ihnen jetzt das nötige Kapital. Aus Angst vor weiteren Verlusten, gewährte man anderen Banken keine weiteren Kredite zu günstigen Konditionen, auch wurden kreditrisikobehaftete Podukte strenger bewertet und verloren so an Wert.
Weitere Geldinstitute mussten Insolvenz beantragen, darunter auch die damals sechstgrößte Bank der USA, die Washingtoner Mutual, und die größte isländische Bank, die Kaupthing Bank. Kunden dieser Institute verloren meistens ihr gesamtes eingebrachtes Kapital. Die Bankenkrise und die Kreditklemme führten zu einer weltweiten Rezession, in deren Folge besonders die USA von zunehmender Arbeitslosigkeit und Unternehmensinsolvenzen getroffen wurden. Aber auch andere Länder rund um den Globus litten unter den Folgen der Finanzkrise. In den USA wurde die höchste Arbeitslosigkeit seit dem Beginn der statistischen Erfassung 1967 verzeichnet. Viele Staaten mussten Kreditinstitute und Versicherungen mit Milliardenbeträgen vor dem drohenden Zusammenbruch retten. In den USA betraf das unter anderem den Versicherungskonzern American International Group und die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Deutschland musste unter anderem die Commerzbank, die West LB, die HypoReal und die IKB (Deutsche Industrie Kredit Bank) vor der Insolvenz durch massive Kapitalstützungen retten. Aber auch andere Länder waren betroffen. Um die Kreditinstitute zu retten, mussten viele von ihnen hohe Beträge einsetzen, was ihre Staatsverschuldung in die Höhe trieb. Mehrere Staaten in der Eurozone wie Griechenland, Irland und Portugal, konnten ihre Zahlungsfähigkeit nur mit Hilfe von internationalen Hilfskrediten aufrechterhalten. Dies war auch ein Grund für die aktuelle Euro-Krise bzw. Staatsschuldenkrise.
Der Internationale Währungsfond schätzte die weltweiten Wertpapierverluste, die durch die Finanzkrise ausgelöst wurden, auf vier Billionen US-Dollar. Handlungsoptionen
Handlungsoptionen
Im Film Margin Call wird das auf kurzfristigen Profit ausgerichtete Handeln und Denken als eines der Grundübel für die Finanzkrise dargestellt. Gegen langfristiges Denken und Nachhaltigkeit im Finanzsektor, stehen der eigene Profit und das Überleben der eigenen Bank. Die Folgen werden dabei heruntergespielt (John Tuld), nicht wahrgenommen (Sam Rogers) oder billigend in Kauf genommen (Sarah Robertson). Doch spätestens die letzte Krise hat gezeigt, dass ungebremstes Profitdenken auf Grund der vernetzten internationalen Geschäfte im Finanzsektor globale Auswirkungen hat, die vorher kaum abzusehen sind. Die Leidtragenden sind dann oft die Bürger, die die hohen Zinslasten und Kapitaleinschüsse in Form von Steuern zahlen müssen, um ihre Arbeitsplätze bangen müssen oder erfahren müssen, wie staatliche Leistungen (Schule, Renten etc.) reduziert werden.
Dass es aber auch anders geht, zeigen viele kleinere und größere Beispiele weltweit.