Gefahren für das Ökosystem Regenwald

Weltweit werden Urwälder unwiederbringlich vernichtet und das mit einer ungeheuren Geschwindigkeit: In jeder Minute verschwindet Regenwald in einer Größe von sechs Fußballfeldern! Würde die Zerstörung so ungebremst weitergehen, würden 40% der noch existierenden Urwälder in 10 bis 20 Jahren nicht mehr existieren, so Dirk Bryant, der Gründer von Global Forest Watch. Trauriger Weltrekordhalter in Sachen Urwaldzerstörung ist zurzeit Indonesien, wo für den Anbau von Palmölplantagen riesige Flächen Regenwald dem Erdboden gleich gemacht werden. Doch auch in der russischen Taiga oder in Venezuela ist der Urwald akut bedroht.

Nennen Sie Ursachen für die Rodung der Regenwälder. (Siehe Dokument „Aufgaben und Lösungen“)

 

Die Gründe für die Urwaldzerstörung sind vielfältig. Illegaler Holzeinschlag ist eine der größten Bedrohungen für das Ökosystem Regenwald. Doch auch Großprojekte, die von den jeweiligen Regierungen gefördert werden, wirken sich massiv auf die Regenwälder und die darin befindlichen Tiere, Pflanzen und Menschen aus. So ist beispielsweise das gigantische Staudammprojekt Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet äußerst umstritten, für das ein Nebenarm des Amazonas, der Xingu, auf 447.719 km² aufgestaut werden soll. Das entspricht 0,01 % des gesamten Amazonasgebietes. Es ist damit nach dem Dreischluchtenstaudamm in China und dem Itaipú-Staudamm in Paraguay das drittgrößte Staudammprojekt weltweit.

Für dieses Projekt sollen bis zu 20.000 Menschen, darunter auch fünf indigene Stämme, umgesiedelt werden. Weitere Kritikpunkte sind der Verlust von Flora und Fauna für ein so großes Gebiet, eine Verschlechterung der Wasserqualität, ein veränderter Wasserzulauf mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Wanderrouten der Fische und ein Trockenlegen des Xingu-Flussbettes für sieben Monate. Der Xingu bietet Lebensraum für mehr als 600 Fischarten, von denen viele nur hier vorkommen. Würde der Xingu trockengelegt oder überflutet, würden diese unwiederbringlich aussterben. Die dort lebenden indigenen Völker befürchten außerdem, dass den Fischen der Weg zu ihren Laichgründen verbaut wird und ihnen deshalb die wichtigste Nahrungsquelle fehlt. Auch besteht die Angst, dass das aufgestaute Wasser Mücken als Brutplatz dienen könnte und sich so Malaria und andere Tropenkrankheiten weiter ausbreiten könnten. Ein weiterer Kritikpunkt ist der hohe Ausstoß von klimaschädlichem CO2 und Methan, das besonders bei der Überflutung von Wäldern entsteht. Experten verschiedener Umweltorganisationen weltweit, so zum Beispiel Greenpeace und International Rivers, gehen davon aus, dass die vom Belo Monte-Staudamm produzierte Energie eingespart werden könnte, wenn man in Energieeffizienz investieren würde.

Finden Sie im Internet weitere Details zu dem Belo Monte Projekt. Nennen Sie Gründe, die dafür und die dagegen sprechen.

 

Aber nicht nur Großprojekte wie das Belo Monte Projekt gefährden den Regenwald. Weltweit schwindet der Urwald zu Gunsten von Anbauflächen für die multinationale Nahrungs- und Kosmetikindustrie, für Weideland und für nachwachsende Rohstoffe zur Gewinnung von Energie. Besonders umstritten ist der flächenintensive Anbau von Palmöl in Indonesien, aber auch in Südamerika nimmt die Anbaufläche rasant zu. Seit Palmöl nicht nur zur Verwendung in der Lebensmittelindustrie (z.B. Kartoffelchips, Margarine, Süßwaren), der chemischen Industrie und der Kosmetikindustrie, sondern auch zur Biotreibstoffherstellung genutzt wird, sind der Anbau von Ölpalmen und somit auch die Anbauflächen explosionsartig angestiegen und hat große Flächen Regenwald vernichtet (siehe Grafik).

Nicht nur der gerodete Wald setzt Kohlenstoffdioxid (CO2) frei, auch das als Kraftstoff verbrannte Palmöl lässt den Ausstoß des Treibhausgases ansteigen. Hinzu kommt, dass auch Torfwälder den Plantagen weichen müssen, die zusätzlich klimaschädliches CO2 frei geben. Bei der Herstellung von einer Tonne Palmöl auf Torfboden werden 10 bis 30 Tonnen des Gases freigesetzt. Diese Bewirtschaftung hat dazu geführt, dass Indonesien nach den USA und China auf Platz 3 in der Rangliste der größten Treibhausgasemitenten vorgerückt ist. Entsprechend ist die Klimabilanz für Palmöl katastrophal. Für jede eingesparte Tonne CO2 werden 10 Tonnen des Gases in die Atmosphäre abgegeben, das im Holz der Regenwälder und in den Torfböden gebunden war.

Bisher war Palmöl als Biodiesel wegen seines hohen Schmelzpunktes in der EU nicht zugelassen. Trotzdem wurden 2005 europaweit 1,5 Millionen Tonnen Palmöl zur Stromerzeugung verbrannt. Ein Grund dafür ist, dass Palmöl billiger ist, als das stark nachgefragte Rapsöl. Da die Nachfrage nach Pflanzen zur Energieproduktion eher steigen wird, ist davon auszugehen, dass die Anbauflächen für Palmöl und andere Energiepflanzen noch zunehmen werden. Indonesien hat bereits angekündigt, dass zusätzlich 25 Millionen Hektar Anbaufläche zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen als Energielieferant ist sowohl aus ökologischer, als auch aus sozioökonomischer Sicht kritisch zu betrachten.

 

Doch nicht nur für Palmöl werden große Gebiete Regenwald vernichtet, das Gleiche gilt auch für die Gewinnung von Weideland oder Anbauflächen für Soja als Futterpflanze für die Rinder-, Schweine- und Geflügelzucht in den USA und Europa oder für Zuckerrohr zur Gewinnung von Ethanol als Kraftstoff. Ein Viertel der bis 2004 gerodeten Flächen im Amazonasgebiet wurden als Anbaugebiete der Sojapflanze genutzt, Tendenz steigend, denn der Fleischkonsum nimmt nicht nur in den Industrienationen zu, sondern auch in Schwellenländern wie China, Brasilien und Indien.

Geben Sie Gründe für und gegen den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen als Energielieferant an. Berücksichtigen Sie sowohl die ökologische als auch die soziale Perspektive. (Siehe Dokument „Aufgaben und Lösungen“)

Auch in Deutschland spielt der Verlust von freier Fläche, wie Wiesen und Äcker, z.B. durch Versiegelung eine immer größere Rolle. So klagt der Bauernverband, dass in Deutschland täglich eine Fläche von 90ha bzw. 120 Fußballfeldern als freie Fläche verloren geht. Seit 1992 ist bereits eine Fläche von mehr als 800.000 Hektar fruchtbaren Bodens versiegelt worden. Das entspricht etwa der Fläche der Kanarischen Inseln, ca. 8.000 km². Dieses Land steht durch Zersiedelung, den Bau von Großprojekten, Straßen, Fahrradwegen, Neubaugebieten etc. nicht mehr für den Anbau von Nahrungsmitteln und Energiepflanzen zur Verfügung.