Folgen für die Artenvielfalt und Handlungsoptionen
![]() |
Der brasilianische Regenwald gehört zu den artenreichsten Gebieten der Erde. Wissenschaftler z.B. des Carnegie-Instituts für globale Ökosysteme der Stanford Universität gehen davon aus, dass rund die Hälfte der an Land lebenden Tiere und Pflanzen dort leben. Auf einem Hektar brasilianischen Regenwald befinden sich mehr Baumarten als in ganz Europa! Und jeder Baum bietet Lebensraum für viele weitere Lebewesen, die alle miteinander in Beziehung stehen und voneinander abhängen.
Mit der Zerstörung des Regenwaldes werden nicht nur einfach Bäume und Pflanzen gefällt und so eine ganze Region zerstört, man zerstört die Lebensgrundlage vieler Tiere. Ihr Abholzen führt zu einem massiven Rückgang der Biodiversität und somit zu einer unwiederbringlichen Verkleinerung des Genpools auf der Erde. In Zentral- und Südamerika könnte die Artenvielfalt laut Prognose der Wissenschaftler des Carnegie-Instituts durch die Klimaveränderungen auf ein Drittel zurückgehen, zusammen mit der Landnutzung geht man sogar nur von 20% der Lebewesen aus, die überleben werden. Der WWF geht davon aus, dass heute mindestens hundertmal mehr Tier- und Pflanzenarten aussterben als jemals zuvor. Über ein Drittel aller erforschten Arten sind vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN sind rund 17.000 Arten aufgeführt.
Weltweit stehen 1.104 Säugetierarten vor dem Aussterben, dabei machen diese Arten nur 23% der bedrohten Tiere aus. Bei Pflanzen gelten sogar 70% als akut gefährdet.
Somit wurde das Ziel der Vereinten Nationen, das Artensterben bis 2010 zu stoppen oder zumindest deutlich zu verlangsamen, nicht erreicht. Die Gründe dafür liegen beim Menschen und sind vielfältig:
Zerstörung oder Schädigung des Lebensraums, besonders durch die Umwandlung für die Landwirtschaft (Beispiel: Regenwaldzerstörung zur Weidelandgewinnung oder für den Soja- und Zuckerrohranbau)
Übernutzung von Pflanzen- und Tierarten (Beispiel: Überfischung in den Weltmeeren)
Verschmutzung von Böden, Binnengewässern, Meeren und Küsten und die Übersäuerung der Weltmeere (Beispiel: Ölverschmutzung in den Meeren, Versalzung von Böden durch Bewässerung, Absterben der Korallenriffe durch Übersäuerung der Meere)
Auswirkungen des Klimawandels (Beispiel: Schmelzen der Polkappen und Anstieg des Meeresspiegels, zunehmend mehr Wetterkatastrophen)
Ausbreitung invasiver Arten (Beispiel: Chinesische Wollhandkrabbe und die Schiffsbohrmuschel, die durch Ballastwasser in großen Schiffen auch nach Deutschland gebracht wurden)
In Deutschland gelten ein Viertel aller Pflanzen und ein Drittel aller Tierarten in ihrem Bestand als gefährdet.
Doch welche Auswirkungen hat das Artensterben im tropischen Regenwald für uns hier in Deutschland oder Europa?
Nennen Sie mögliche Auswirkungen, die das unwiederbringliche Aussterben von Tier- und Pflanzenarten auf unser Leben haben könnte. (Siehe Dokument Aufgaben und Lösungen)
Handlungsoptionen
Die Forschung zum Erhalt der Artenvielfalt entwickelt zusammen mit Interessensgruppen aus den betreffenden Regionen Konzepte, die eine nachhaltige Nutzung von Ökosystemen ermöglichen. So unterstützt die GEF (Global Environment Facility), die Umweltinvestitionen in Entwicklungsländern finanziert, viele Projekte weltweit. In Brasilien beispielsweise werden im ganzen Land Projekte zum Schutz der Artenvielfalt finanziell unterstützt, die ohne die GEF nicht zustande kommen würden. Zusammen mit anderen Institutionen wie der Weltbank, der deutschen KfW Entwicklungsbank und der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) werden Schutzgebiete z.B. im Amazonas-Regenwald eingerichtet oder erweitert. Um sie auch nachhaltig aufrechterhalten zu können, wird mit Hilfe der GEF auch für eine langfristige finanzielle Lösung gesorgt. Ein anderes Beispiel ist das FSC (Forest Stewardship Coucil), das nachhaltige Forstwirtschaft zertifiziert und so eine zukunftsorientierte Waldnutzung ermöglicht.
Ein Beispiel aus Deutschland ist das RADOST-Projekt. Dabei geht es um regionale Anpassungsstrategien an der deutschen Ostseeküste im Zuge des Klimawandels. Ziel des Vorhabens ist es, Schaden für Wirtschaft, Gesellschaft und Natur zu minimieren, und mit dem Wandel einhergehende Entwicklungschancen zu nutzen. Um dies zu erreichen, müssen Vertreter ganz unterschiedlicher Disziplinen aus Naturwissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten und ein Austausch ganz unterschiedlicher Interessengruppen stattfinden. Aufgabe dieses Forschungszweiges ist u.a. die Koordination dieses vielfältigen Austausches. Im RADOST-Projekt arbeiten daher Natur- und Ingenieurwissenschaftler zusammen, um physikalische und ökologische Modelle zu entwerfen, Sozioökonomen analysieren die Folgen des Klimawandels und mögliche Anpassungsmaßnahmen für das regionale Wirtschaftsgefüge. Mit dem aus diesem Forschungsprojekt gewonnen Erkenntnissen lassen sich ganz praxisnah konkrete Handlungsempfehlungen für Naturschutz, Politik und Gesellschaft ableiten. So ist die Einrichtung regionaler Gremien genauso eine Maßnahme, wie die Ausschreibung von Agrarumweltmaßnahmen, das Errichten von 20% naturnahen Flächen in der Kulturlandschaft oder die Einrichtung von Saatgutgendatenbanken, um nur einige Beispiele zum Schutz der Artenvielfalt zu nennen.
Um die Artenvielfalt eines Ökosystems nachhaltig zu schützen, müssen zuerst das Vorkommen von Arten und deren Wechselbeziehungen erforscht und verstanden werden. Ein inter- und transdisziplinäres Forschungsprojekt, das die biologische Vielfalt unter dem Einfluss von Umweltbedingungen untersucht, das ist BIOLOG. Dabei wurde das Thema Biodiversität unter natur-, sozial und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten untersucht. Folgende Forschungsbereiche wurden behandelt:
der Einfluss landschaftlicher Komplexität auf biologische Vielfalt (BIOPLEX)
die Funktion biologischer Vielfalt auf Wiesen und Weiden (DIVA)
die Rolle invasiver Pflanzenarten für Ökosysteme und genetische Ressourcen (INVASION)
die Bedeutung natürlicher Entwicklungsprozesse auf ehemaligen Tagebauflächen (SUBICON)
Was können Sie ganz persönlich tun, um das Aussterben von (heimischen) Arten zu verhindern?