Folgen für die indigenen Völker und Handlungsoptionen

„Sie leben an einem Ort nicht so, dass sie den Ort in Besitz nehmen, sondern sie sind es, die zu einem Ort gehören, sie sind wie ein Baum, oder Gras. Sie besitzen die Erde nicht, sie gehören zu ihr, sind Bestandteil davon.“ (Caterina Giargia, Artdirector Birdwatchers)

Komantschen, Apachen, Sioux oder Irokesen – dies alles sind für uns bekannte indigene Vöker aus Nordamerika. Korubo, Erigbaktsa, Uru-Eu-Wau-Wau, Txicao oder Yanomami sind dagegen den wenigsten geläufig. Dabei leben auch sie auf dem amerikanischen Kontinent, in Brasilien. Mit ca. 32.000 Menschen sind die Yanomami aus dem Norden Brasiliens und dem Süden Venezuelas eine der größten indigenen Völker Südamerikas. Bis heute leben immer noch einige Stämme in Südamerika nach ihren alten Traditionen, fernab von der modernen Zivilisation. Erst 2008 wurde nahe der peruanischen Grenze im brasilianischen Regenwald der Stamm eines indigenen Volkes entdeckt, der bis dahin noch nie Kontakt zur Außenwelt gehabt hatte. Es wird geschätzt, dass es weltweit noch ca. 100 solcher Stämme gibt, die meisten von ihnen in Brasilien und Peru.

 

„Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch.“ Diese Schlagzeile, die in den 1980er Jahren in Presse, Hörfunk und Fernsehen in Deutschland immer wieder zu hören und zu lesen war, ist zwar plakativ, macht aber die Abhängigkeit von Wald und Mensch deutlich. Dies trifft in besonderem Maße auf die im Urwald lebenden Urvölker zu. Ihr Schicksal ist in den meisten Fällen untrennbar mit dem Schicksal der Umgebung verbunden, in der sie leben.

Für sie bietet der Regenwald alles, was sie zum Leben benötigen und jahrhundertlang haben sie es geschafft, hier ihr Auskommen zu finden, ohne der Natur zu schaden. So dienten die von ihnen genutzten Flächen ausschließlich der eigenen Versorgung und waren in der Lage sich zu regenerieren, sobald sie aufgegeben wurden. Die Umwandlung von Regenwald in intensiv genutzte Agrargebiete bedeutet für die indigenen Völker somit die Zerstörung ihres Lebensraums beziehungsweise ihrer Lebensgrundlange. Sie hat viele negative sozioökonomische Folgen für sie, die zeigen, dass ihre Realität mit dem idyllischen Leben im Einklang mit der Natur, das wir vor Augen haben, nicht mehr viel zu tun hat:

• Rückgang der Biodiversität

• Rückgang jagdbarer Tiere

• Verlust der eigenen Autonomie

• Armut

• finanzielle Abhängigkeit von Großgrundbesitzern

• Kontakt mit gefährlichen Krankheiten

• oft Alkoholismus und damit verbundene soziale Probleme

• zunehmender Konkurrenzdruck mit einwandernden Siedlern und Holzfällern, die in dem neuerschlossenen Regenwaldgebiet ihr Glück suchen

• Kriminalität

 

Als die Spanier Südamerika eroberten, lebten schätzungsweise sechs Millionen Menschen im größten Regenwaldgebiet der Erde. Noch um 1900 gab es in Brasilien etwa 230 Indianerstämme, 1950 waren 87 von ihnen bereits ausgestorben. 1960 schätzte man die Indianer auf insgesamt nur etwa 200.000, nie gab es im Amazonas-Regenwald weniger. Heute gibt es in Brasilien offiziell 700.000 registrierte Indianer, von denen 400.000 in Reservaten leben und unter besonderem Schutz stehen.

„Wir gehören wohl zu der letzten Generation, die noch ursprüngliche Naturvölker und weiße Flecken auf der Landkarte erleben darf“ so der Lüneburger Zahnarzt und Ethnologe Roland Garve.

 

Handlungsoptionen

Nachhaltige Waldnutzung

Das Konzept der nachhaltigen Waldnutzung entstand bereits vor 200 Jahren, damals in Deutschland. Es sollte die Holzversorgung dauerhaft sichern und ausreichende Waldflächen erhalten. Dabei durfte nicht mehr Holz geschlagen werden, als nachwachsen konnte, Kahlflächen mussten wieder aufgeforstet werden. Diese Form der Waldnutzung ermöglicht die Nutzbarmachung des Waldes ohne ihn zu zerstören.

Erstellen Sie eine Liste, welche Maßnahmen eine nachhaltige Waldnutzung möglich machen und welche Maßnahmen nicht nachhaltig sind. (Siehe Dokument „Aufgaben und Lösungen“)

 

Im Falle des Amazonasgebietes werden bereits einige Projekte, wie das MIQCB – Nachhaltige Waldnutzung durch Sammelwirtschaft oder ARPA – Amazon Region Protected Areas, zur nachhaltigen Waldnutzung erprobt. Doch um diese zukunftsfähig zu halten, muss auch die Politik dazu bereit sein. Eines dieser von der Bundesregierung unterstützen Ideen ist das PPG7 (Pilotprogramm zum Schutz des Brasilianischen Regenwalds). In diesem Pilotprojekt werden die Ergebnisse und Erfahrungen im Bereich der nachhaltigen Umwelt- und Ressourcenpolitik für Amazonien und den atlantischen Küstenwald beobachtet und analysiert, um sie politischen Entscheidungsträgern und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dabei arbeitet das Projekt nicht nur mit der Verwaltungs- und Politikebene zusammen, sondern auch mit lokalen Umweltgruppen und Einheimischen vor Ort. Das hier erworbene Wissen steht zur Verfügung und geht nicht verloren.

Auch für weitere Pilotprojekte wie das PPTAL (Integriertes Projekt zum Schutz der indigenen Bevölkerung und Territorien im Amazonasgebiet) oder AMA (Unterstützung zur Überwachung und Analyse), kann so auf bereits gewonnenes Wissen zurückgegriffen werden. Das Ziel ist, die gewonnenen Daten und Ergebnisse wissenschaftlich aufzuarbeiten und Politikern für ihre Umweltpolitik zur Verfügung zu stellen. So sollen Nachhaltigkeitsstrategien für den Amazonas-Regenwald entworfen werden, die zum Überleben des Regenwaldes beitragen sollen.

 

Anders als in Deutschland, wo die Besitzverhältnisse im Wald schon seit Jahrhunderten klar geregelt sind, sind die Landrechte in tropischen Regen¬wäldern nicht so eindeutig. Mittlerweile hat man anerkannt, dass ein so großes Waldgebiet wie der Amazonas, aber auch viele andere, der Lebensraum indigener Völker, traditioneller Gemeinschaften und Kleinbauern sind. Daher kann man eine Walderhaltung nicht gegen, sondern nur mit ihnen schaffen. Sie muss die traditionelle, vielfältige Nutzung durch seine Bewohner berücksichtigen, sonst ist sie zum Scheitern verurteilt. Im Amazonas gibt es so vielfältige Nutzungsarten wie Kautschukzapfen, Sammlung von Nüssen (die Paranuss ist ein Produkt traditioneller Waldnutzung) und Ölen, die Herstellung von Kunsthandwerk, Fischen usw. Diese müssen alle berücksichtigt werden, um eine wirkliche Nachhaltigkeit zu erreichen.

Doch auch wenn der Regenwald für uns weit entfernt erscheint, so hat unser Lebenswandel hier erheblichen Einfluss darauf, wie seine Zukunft aussieht. Ein Hamburger mit Rindfleisch aus Brasilien, ein Liegestuhl aus Tropenholz, Fleisch von Tieren, deren Futtermittel von Sojaplantagen aus Lateinamerika kommen usw. - unser Handeln hier hat direkte oder indirekte Auswirkung auf das Ökosystem Regenwald, mit unserem Handeln können wir viel erreichen.

Was können Sie ganz persönlich tun, um einen Beitrag zum Schutz des Regenwaldes zu leisten? Diskutieren Sie! (Siehe Dokument „Aufgaben und Lösungen“)