Beispiele für Nachhaltigkeitsforschung und Projekte aus der Praxis

REDD+ - Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern

Für das Weltklima sind Waldgebiete als große Kohlenstoffdioxidspeicher unersetzlich. Ihre Zerstörung hat daher fatale Folgen auf das Klima und für die Menschen vor Ort. Rund ein Fünftel der weltweit freigesetzten Treibhausgase stammen aus dem Forstsektor. Außerdem werden die Biodiversität und die ökonomischen Möglichkeiten armer Bevölkerungsgruppen, die vom Wald leben, gefährdet. Wälder liefern lebenswichtige Ressourcen wie Holz, Nahrung und Medizin.

Der REDD+-Ansatz möchte den Waldverlust stoppen. Um dies zu erreichen werden Anreize für den Erhalt und die Aufforstung von Wäldern als Kohlenstoffspeicher geschaffen. Dazu erhalten waldreiche Entwicklungsländer Kompensationszahlungen für nachgewiesene Emissionseinsparungen durch Waldschutz und Aufforstung.

Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit engagiert sich Deutschland seit vielen Jahren erfolgreich für den Waldschutz. Die Bundesregierung hat für klimawirksame Sofortmaßnahmen für REDD+ mehr als 350 Millionen Euro bereitgestellt. Das sind rund 30% der insgesamt 1,26 Milliarden Euro für REDD+.

Um Strategien für REDD+ vor Ort zu entwickeln, müssen erst die rechtlichen, finanziellen und institutionellen Rahmenbedingungen hergestellt werden. Die in diesem Projekt arbeitenden Fachleute erreichen dies durch politische Beratung, die Vermittlung von technischem Wissen und der Unterstützung von Institutionen. Dazu gehören Forschungseinrichtungen zum Thema Waldschutz genauso wie Behörden, Ministerien und andere Organisationen, die sich vor Ort für den Erhalt des Waldes einsetzen. Wichtig ist der Erfahrungs- und Wissensaustausch unter den Beteiligten und die aktive Einbeziehung der Bevölkerungsgruppen, die vom und mit dem Wald leben.

 

Schutz und nachhaltiges Management von Indianergebieten in Amazonien

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) unterstützt im Rahmen eines Pilotprogramms die rechtliche Absicherung von 115 Indianergebieten mit einer Fläche von 44 Millionen Hektar und fördert ca. 130 Kleinprojekte indigener Völker. Ziel dieses Pilotprojektes ist der aktive Schutz dieser Gebiete, die Kulturförderung, die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Organisationsentwicklung. Dabei sollen staatliche Stellen, allen voran die brasilianische Indianerbehörde FUNAI (Nationale Stiftung der Indios in Brasilien), das brasilianische Umweltministerium und der Dachverband der indigenen Organisationen des brasilianischen Urwaldgebietes (COIAB) zusammen mit Indianer- und Nichtregierungsorganisationen die indigene Bevölkerung beim effektiven Schutz und dem nachhaltigen Management der Indianergebiete unterstützen. Besonders in folgenden Punkten wird Hilfeleistung angeboten:

• Stärkung der Institutionen und der Zusammenarbeit zwischen allen Interessenten an diesem Projekt (Stakeholder)

• Verbesserung staatlicher Dienstleistungen zum Schutz und Management von Indianergebieten

• Beteiligungsmechanismen für indigene Völker und ihre Organisationen

Neben der Ausweisung der 115 Indianergebiete, wurden die unterschiedlichen Institutionen und Gremien zusammen mit den Indios im Erstellungsprozess der nationalen Politik für Umwelt- und Landmanagement in Indianergebieten beraten. Diese neue Politik soll zukünftig als Orientierungsrahmen für Schutz, Management und Nutzung der natürlichen Ressourcen in Indianergebieten dienen. Außerdem wurde für die zum Schutz stehenden Indianergebiete eine Ranking-Methode entwickelt, nach der die Bedrohung der einzelnen Gebiete in einem einheitlichen Maßstab klassifiziert werden kann. So können zukünftig die Mittel für Schutzmaßnahmen transparent zugewiesen werden und kommende Projekte und Maßnahmen auf diesen Daten aufbauen.

 

Storma – Stabilität in Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien

Die Universität Göttingen hat gemeinsam mit der Bogor Agricultural University (Bogor, Java), der Tadulako University (Palu, Sulawesi), dem Indonesischen Wissenschaftsinstitut (LIPI) und internationalen Wissenschaftlern aus England, Kanada, USA und Thailand das STORM-Projekt aufgelegt, bei dem neue Schutzstrategien für Randgebiete tropischer Wälder entwickelt werden. Diesen Randgebieten scheint eine Schlüsselposition zuzukommen, wenn es um den Schutz von Regenwäldern und den dort lebenden Menschen geht. Die ökologische und sozioökonomische Forschung untersucht zudem die Auswirkungen des Klimawandels auf die Regenwaldrandgebiete und die Auswirkungen der zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzung. Nicht nur der Regenwald hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, es sind auch sozioökonomische Konsequenzen zu befürchten, wenn die Waldfläche weiterhin so rasant abnimmt.

Ein Forschungsgebiet in diesem Projekt beschäftigt sich daher mit der Frage, ob eine neue Nutzung dieser Flächen und Nachhaltigkeit bei Agroforst-Systemen helfen, den Menschen neue Zukunftsaussichten zu geben und dabei gleichzeitig eine weitere Zerstörung der Wälder verhindern. Wie wirkt sich beispielsweise die Anbauweise von Kakaopflanzen auf die Biodiversität von Pflanzen, Gliederfüßern (Krebse, Spinnen, Tausendfüßler etc.) und Vögeln aus? Wie werden Bodenbeschaffenheit und die jeweils vorherrschende Pilz- und Bakterienzusammensetzung des Bodens beeinflusst? Die in diesem Forschungsprojekt gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für nachhaltige Landschaftspflege und die Errichtung neuer Nutzungskonzepte, die der Bevölkerung eine neue Zukunftsperspektive geben. Damit wird zum einen die Lebensqualität der Bevölkerung des Regenwaldes erhöht und gleichzeitig die gefährdeten Randgebiete geschützt.

 

Polares Klimaarchiv

Klimaerwärmungen gab es auch schon vor unserer Zeit. Immer wieder wechselten sich Warm- und Kaltzeiten ab und immer wieder musste sich die Natur darauf neu einstellen. Doch woher weiß man, wie das Klima in den letzten Millionen Jahren in der Arktis oder in anderen Regionen der Erde ausgesehen hat? Forscher vom Institut für Geologie und Mineralogie der Universität Köln und vom Institut für Geowissenschaften, Abteilung Marine Klimaforschung der Christian-Albrechts-Universität, Kiel sind in der Lage, aus den Sedimenten von Seen oder dem Meeresgrund herauszulesen, wie genau das Klima vor bis zu 3,6 Millionen Jahren dort war. Mit Hilfe von tiefen Bohrungen können die unterschiedlichen Ablagerungen und kleinste Partikel aus unterschiedlichen Zeiträumen identifiziert und je nach klimatischen Bedingungen, unter denen sie entstanden sind, eingeordnet werden. Diese Bohrkerne stellen daher ein Archiv für physikalische, chemische und biologische Prozesse der Vorzeit dar, mit deren Hilfe man Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen der Vergangenheit ziehen und die Veränderungen des Klimas zu unterschiedlichen Zeiten rekonstruieren kann. Im Falle der Arktis erhält man so Auskunft darüber, wie die kontinentale Arktis auf Klimaveränderungen reagiert hat, aber auch, wie die Arktis auf den Klimawandel von heute reagieren wird und welche Auswirkungen das auf den Rest des Planeten hat.