Verbraucherverhalten

 

Erklären nun die für uns geringen Preise den enormen Lebensmittelmüllberg, den die Industrieländer täglich produzieren? Es gibt weit mehr Gründe, warum so verschwenderisch mit Nahrung umgegangen wird und viele davon liegen bei uns, dem Verbraucher. Unwissenheit und Gedankenlosigkeit seitens des Verbrauchers führen dazu, dass mehr Lebensmittel vom Händler eingekauft und zur Verfügung gestellt werden, als tatsächlich in den Geschäften verkauft werden.

In den Industriestaaten ist man es gewöhnt, jederzeit einen Lebensmittelmarkt zu betreten und eine möglichst große Vielfalt an Produkten vorzufinden – unabhängig von der Jahreszeit und der Uhrzeit. Wir erwarten, dass die Regale immer voll sind und eine größtmögliche Angebotspalette bereit steht. Doch damit nicht genug! Bevor die Waren beim Verbraucher im Einkaufswagen liegen, werden sie genau geprüft: Sind Obst und Gemüse noch frisch? Ist die Ware makellos oder erkennt man Druckstellen, beschädigte Schalen, schimmelige Stellen oder andere Anzeichen von Überlagerung? Sieht der Apfel gut aus? Ist er nicht zu groß oder klein? Ist die Verpackung einwandfrei?

Wir stellen hohe Ansprüche an die Waren und wenn der Verkäufer diese nicht erfüllen kann, sind wir unzufrieden und gehen das nächste Mal zur Konkurrenz. Tatsächlich veranlasst unser Verbraucherverhalten den Händler, Lebensmittel zu entsorgen, sobald die Ware nicht mehr dem von uns gewünschten Standard entspricht. Von der Herstellung bis zum Verbraucher landet die Hälfte aller Lebensmittel im Müll und wird somit nicht verzehrt. Das heißt, wir produzieren doppelt so viel, wie wir benötigen. Die Kette der Nahrungsmittelerzeugung beginnt ja nicht erst beim Händler. Bereits der Landwirt ist gezwungen, einen großen Teil seiner Ernte zu entsorgen, da der Handel Produkte mit kleinen Makeln gar nicht erst annimmt. Schon bei der Produktion werden somit Lebensmittel entsorgt, die noch absolut genießbar sind.


 

Und auch der Handel gibt Normen vor. Um Geld zu sparen und die Lebensmittelpreise möglichst gering zu halten, ist er daran interessiert, auf dem Weg ins Regal möglichst wenig zu investieren. Von der EU eingeführte und wieder abgeschaffte Normen wurden vom Handel weitergeführt, da er daran interessiert war, die Logistik möglichst effektiv und somit günstig zu gestalten.

So können laut EU-Richtlinien Gurken so krumm sein wie sie wollen. Doch lassen sich krumme Gurken schlechter verpacken. Statt 15 Gurken passen so nur 8 in einen Karton – ein Problem für den Handel. Der Handel will vergleichbare und stapelbare Ware im Regal. Daher verzichtet er auf den Kauf von gekrümmten Gurken und nimmt nur die Geraden ab. Die Produzenten müssen sich diesem Diktat beugen oder sie bleiben auf ihrer Ware sitzen. Was sie mit krummen Gurken, knorrigen Karotten oder zu langen, kurzen oder krummen Zucchini machen, bleibt ihnen überlassen. Aber für die 10 wichtigsten Obst- und Gemüsesorten (Äpfel, Zitrusfrüchte, Kiwis, Salate, Pfirsiche, Nektarinen, Erdbeeren, Gemüsepaprika, Tafeltrauben und Tomaten), die immerhin 75% des gesamten Obst- und Gemüsehandels ausmachen, bleiben die Normen bestehen.

Recherchieren Sie im Internet und finden Sie mehr über die in der EU geltenden Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse heraus. Diskutieren Sie die Vorgaben im Plenum.